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Die „große Transformation“

Der Beitrag der Umweltpsychologie!

veranstaltet durch die Fachgruppe Umweltpsychologie in Kooperation mit der Initiative Psychologie für den Umweltschutz (IPU e.V) und der Redaktion der Zeitschrift Umweltpsychologie

14. und 15. September 2017 in Berlin

Ort: Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ), EUREF-Campus 16, 10829 Berlin (Schöneberg)

 

Die Herausforderung ist groß: Um den Klimawandel in einem noch beherrschbaren Bereich von 1.5 Grad Erwärmung zu halten, müssen die „alten“ Industrieländer wie z.B. Deutschland in den nächsten Jahrzehnten ihre CO2 Emission um 80-90 % reduzieren. Diese Reduktionen lassen sich nur durch tiefgreifende Veränderungen in der Art und Weise erreichen, wie wir produzieren und konsumieren. Es geht also nicht mehr darum, unseren aktuellen Lebensstil „grüner“ zu machen, sondern ihn substantiell zu verändern. Dazu ist eine „große“ Transformation zentraler  sozio-technologischer Subsysteme (Energieerzeugung/ -nutzung, Transport, Ernährung und Konsum) notwendig.  Die Transformation dieser Subsysteme wird Jahrzehnte dauern und setzt den Konsens und die Kooperation von Akteuren aus allen gesellschaftlichen Bereichen voraus.

 

Mit der geplanten Tagung möchten wir die Mitglieder und Freund*innen der FG Umweltpsychologie einladen, zusammen die Konturen der vor uns liegenden Herausforderungen zu explorieren, aktuelle ökonomische und sozialwissenschaftliche Konzepte zur Gestaltung der großen Transformation kennenzulernen und mehr über Graswurzelinitiativen zu erfahren, die auf lokaler und regionaler Ebene erste Transformationsschritte entwickeln und implementieren. In diesem Zusammenhang möchten wir auch darüber reflektieren, wie sich in der Bevölkerung Akzeptanz für eine transformationsorientierte Politik erzeugen lässt.  Zentrales Ziel der Tagung ist aber, die Implikationen der Perspektive der „großen Transformation“ für konkrete umweltpsychologische Forschungsprogramme und Praxisprojekte zu erkunden/ zu diskutieren.

 

In den letzten beiden Jahrzehnten hat neben der Verhaltensökonomie die Umweltpsychologie einen starken Einfluss auf die inter-/ transdisziplinäre Forschung zu den Determinanten und zur Veränderung klimaschutzrelevanter Verhaltensweisen gehabt. Unter den Zeichen der großen Transformation wird die Praxisrelevanz dieser Forschung aber zunehmend in Frage gestellt. Soziologische und politikwissenschaftliche Forschungsansätze kritisieren massiv den Fokus umweltpsychologischer Forschung auf das Individuum. Sie kritisieren, dass dieser Fokus nicht nur die sozial-strukturelle Einbettung individuellen Verhaltens ausblendet, sondern oft auch mit einer fehlenden bzw. naiven Vorstellung gesellschaftlicher Transformationsprozesse einhergeht. Aus unsere Sicht sollten wir uns konstruktiv mit dieser Kritik auseinandersetzen. Konstruktiv, weil wir überzeugt sind, dass die Psychologie spannende theoretische Perspektiven hat, mit denen sie zur Diskussion um sozio-technologische Transformationsprozesse betragen kann. Der zweite Tagungsteil will diese Theorieansätze präsentieren und deutlich machen, wie sie sich im Kontext transformationsorientierte Forschungs- und Praxisprojekte nutzen lassen. Am Ende wollen wir diskutieren, wie wir transformationsorientierte umweltpsychologische Forschung vernetzen und Impulse für entsprechende Forschungsprogramme an potentielle Förderorganisationen herantragen.

Programm

Donnerstag, 14.09. Transformationskontouren

  • 16:00 -16:15 Uhr Begrüßung und Einführung
    Sebastian Bamberg (Vorstand FG Umweltpsychologie)
  • 16:15-17:30 Impulsvorträge zum Einstieg
    Maja Göpel (Wuppertal Institut, Büro Berlin);
    Ellen Matthies (Otto-von-Guericke Universität Magdeburg);
    Andreas Knie (InnoZ).
  • 17:00-18:00: Praxis trifft Theorie - Herausforderungen lokaler und regionaler Transformationsprozesse – Ein Kurzworkshop
    Vorstand des IPU e.V. und Anja Peters (ISI Karlsruhe)
  • 18:00-19:00: Zwischen Akzeptanzbeschaffung, Empowerment und Analyse - umweltpsychologische Ansätze in Transformationssettings Stefanie Baasch (konzepte | kommunikation | evaluation)
     
  • ab 19:30: Gemeinsames Abendessen im Wirtshaus Heuberger, Gotenstrasse 1, 10829 Berlin-Schöneberg

 

Freitag, 15.09. Transformationsorientierte umweltpsychologische Forschungsprogramme

  • 9:00 - 9:15  Begrüßung und Einführung
  • 9:15 - 10:00: Auf das Wir kommt es an! Alltäglicher Klimaschutz als kollektives Handeln. Immo Fritsche (Universität Leipzig)
  • 10:00 - 11:00: Vom Sympathisanten zum Aktivisten - psychologische Theorie und Interventionsansätze zu sozialen Mobilisierung
    Sebastian Bamberg & Maxie Schulte (FH Bielefeld)
  • 11:00 - 12:00: Sozialwissenschaftliche Nachhaltigkeits- und Transformationsforschung: Förderpolitik des BMBF
    Andreas Schmidt  (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt)
  • 12:00 – 13:00 Was kann die Umweltpsychologie zu einer Optimierung von Beteiligungsverfahren beitragen? Ein Kurzworkshop
    Anke Blöbaum, OvG-Universität Magdeburg & Nicola Moczek, PSY:PLAN, Berlin)
  • 13-14:00 Uhr Mittagspause
  • 14:15 – 14: 35: Einbindung von Stadtquartierbewohner/innen in Partizipationsprozessen zur sozial-ökologischen Transformation
    Jan Eickhoff (Projekt „DoNaPart“, FH Dortmund)
  • 14:35 – 15:00: Akzeptanz von Energieinfrastrukturen in der Energiewende
    Petra Schweitzer-Ries (Hochschule Bochum)
  • 15:00 – 15:30: Tagungs-Fazit und daraus resultierende Aufträge an die Fachgruppe Umweltpsychologie

Kurzzusammenfassungen der Inputs am Donnerstag, 14.09.2017

(16:15-16:30 Uhr) Maja Göpel (Wuppertal Institut, Leiterin Büro Berlin)

Die Rufe nach "radikalem Wandel", "großer Transformation", "Systeminnovation" oder "Paradigmenwechel" werden immer lauter. Doch was heißt das genau und wie können solche fundamentalen Wandlungsprozesse umgesetzt werden? Um diese Frage zu beantworten, kombiniert Frau Göpel die bestehende Forschung zu Systemtransformationen mit Theorien politischer Ökonomie und dem Wissen über Change-Leadership. Ihr geht es darum, mit einem Transformationsverständnis zu brechen, das zu stark dem Blick auf Technologien und ökonomische Anreize verhaftet ist. Frau Göpel betont hingegen die Veränderung von Mindsets, d. h. der Überzeugungen und Orientierungsmuster, die unsere technologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Institutionen sowie unsere Systeme prägen. Mindsets geben den Kurs und die Umsetzungsideen vor, mit denen diese gestaltet sind.

 

(16:30- 16:45 Uhr) Ellen Matthies (Professorin für Umweltpsychologie an der OvGU Magdeburg und Mitglied im Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen) 

Wenn 80% ihren Lebensstil ändern – ist dann die große Transformation gelungen?
Der Wissenschaftliche Beirat Globale Umweltveränderungen hat mit seinem Hauptgutachten „Gesellschaftsvertrag für eine große Transformation“ im Jahr 2011 die Diskussion um die Machbarkeit einer weltweiten Dekarbonisierung maßgeblich angeregt. Mit großer Transformation sind hier international tiefgreifende Änderungen von Infrastrukturen, Produktionsprozessen, Regulierungssystemen und auch Lebensstilen gemeint. Zudem wird ein neues Zusammenspiel von Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft vorausgesetzt. Vor diesem Hintergrund kann die Psychologie zur großen Transformation zwar vielfältig beitragen (etwa mit ihrer Kompetenz, Lebensstile in ihrer multiplen Bedingtheit zu verstehen oder mit ihrem differenzierten Interventionswissen, das sich in Steuerungsdiskurse einbringen lässt). Aber sie kann diese sicher nicht allein herbeiführen. Es wird die Frage aufgeworfen, ob es Schlüsselstellen im Transformationsprozess gibt, an denen Psychologie spezifisch zur Transformation beitragen kann.
 

(16:45-17:00 Uhr) Andreas Knie (Geschäftsführer Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel GmbH)

Für die Umsetzung einer nachhaltigen Mobilität brauchen wir einen grundlegenden Wandel des Mobilitätsverhaltens – flankiert von Verkehrspolitik und Stadtplanung. Hierbei entstehen neue Anforderungen an die sozialwissenschaftliche Forschung, insbesondere an die Umweltpsychologie, die in 2 Thesen vorgestellt werden:  (1) Wir brauchen eine Theory of Change für den gesellschaftlich basierten Wandel und sie muss (umwelt)psychologische Komponenten haben. Wie kann ein neuer Narrativ, die Entwicklung eines neuen Mindsets unterstützt werden? (2) Neue, große Realexperimente werden der nächste Forschungsschwerpunkt: hierbei entstehen neue Anforderungen an die sozialwissenschaftliche Forschung (und an die Umweltpsychologie): Forschung muss zusätzlich zur Grundlagenforschung eine stark anwendungsorientierte wissenschaftlich fundierte Begleitung schneller Entwicklungen im Feld leisten können.

 

(17:00-18:00 Uhr): IPU Vorstand und Anja Peters (ISI Karlsruhe): Kurzworkshop „Praxis trifft Theorie - Herausforderungen lokaler & regionaler Transformationsprozesse“

Nach kurzen Inputreferaten von drei Initiativen aus den Bereichen Ernährung, Verkehr und Energie (tba; Volksentscheid Fahrrad; Himmelbeet gGmbH) soll gemeinsam in einem Wandelgang reflektiert und diskutiert werden, wie umweltpsychologische Forschung und daraus gewonnene Erkenntnisse unterstützen können. Wo liegen Herausforderungen von Praktiker*innen bei der Großen Transformation? Wie können diese Herausforderungen aus einer umweltpsychologischen Expertiese heraus begegnet werden?

 

(18:00-19:00): Uhr Stefanie Baasch (konzepte | kommunikation | evaluation für umwelt-, klima- und energievorhaben)

Wie weitreichend die Konsequenzen einer sozial-ökologischen Transformation gedacht werden – ob es sich um eine vornehmlich ökologische Transformation in Richtung einer postfossilen „grünen“ Ökonomie oder darüber hinaus auch um eine tiefgreifendere sozial-ökonomische Transformation hin zu solidarischeren Wirtschaftsformen oder gar zu einer „Heraustransformation aus dem Kapitalismus“ (U. Brand, 2014) handelt – alle diese Prozesse erfordern tiefgreifende Veränderungen auf den unterschiedlichsten Ebenen (z.B. Produktion, Verteilung von Gütern und Ressourcen, Konsum). Damit verbunden sind beispielsweise Fragen von sozialen Normen, Gerechtigkeit, (gesellschaftlichem) Status, Umgang mit Unsicherheit ebenso wie Lernen, Verstehen, Wissen und Nicht-Wissen. Kurz gesagt: gesellschaftliche Transformationsprozesse sind untrennbar verknüpft mit Veränderungen im Denken, Fühlen und Handeln von Menschen und sind damit insbesondere auch komplexe psychologische Transformationsprozesse. Die psychologische Komplexität wird in aktuellen Transformationsdebatten jedoch häufig unterschätzt. Die Idee bzw. die Notwendigkeit einer gesellschaftlichen sozial-ökologischen Transformation hat Eingang gefunden in die Forschungsförderung und so ist die Beteiligung zivilgesellschaftlicher Akteure in solchen Forschungsprogrammen fast schon obligatorisch. Psychologische Forschung und Ansätze werden bislang vor allem für Akzeptanzstudien (z.B. Windkraft, Bioökonomie, E-Mobilität) oder stark vordefinierte Interventionsansätze (wie Veränderungen im Kaufverhalten, Mobilitätsverhalten) angefragt. Das gesamte Potential psychologischer Forschung zur Erklärung von Verhalten im größeren gesellschaftlichen Kontext bleibt hingegen zumeist ungenutzt.   Dieser Beitrag befasst sich vornehmlich mit zwei Aspekten: zum einem mit dem Potential (umwelt-) psychologischer Ansätze für Transformationsforschung und zum anderen mit den Anforderungen und Herausforderungen mit denen (umwelt-)psychologische Forschung im Rahmen von Transformationsforschung konfrontiert ist.

 

Kurzzusammenfassungen der Inputs am Freitag, 15.09.2017

(9:15-10:00): Uhr: Immo Fritsche (Professor für Sozialpsychologie, Universität Leipzig): Auf das Wir kommt es an! Alltäglicher Klimaschutz als kollektives Handeln

Ursachen und Folgen des globalen Klimawandels umspannen große geographische Räume und entstehen durch das komplexe negative Zusammenwirken Vieler. Einzelne erleben sich häufig als in ihrem Alltag wenig betroffen und auch nicht in der Lage durch persönliche Verhaltensänderungen bedeutsam zum Klimaschutz beizutragen. Wahrnehmungen und Versuche effektiven Umgangs mit dem Klimawandel entstehen daher in der Regel erst auf kollektiver Ebene (durch sozial geteilte Repräsentationen des Klimawandels und kollektive Handlungsabsichten, wie z.B. eine nationale oder europäische „Energiewende“). Das klimabezogene Alltagsdenken und -handeln Einzelner sollte daher stark von kollektiven Wahrnehmungen und Handlungsoptionen geprägt sein. Tatsächlich zeigt die Forschung zur Sozialen Identität, dass Menschen sich in vielen Alltagssituationen weniger über die Charakteristika ihrer individuellen Person definieren, sondern als Repräsentanten von Gruppen bzw. sozialen Kategorien (z.B. als Angehörige von Berufsgruppen, nationalen Gruppen, ideologischen Gruppen oder Generationen). In diesen Situationen wird ihr Denken und Handeln durch ihre soziale (vs. personale) Identität bestimmt („Wir“-Denken). In meinem Beitrag stelle ich ein umfassendes Modell dazu vor, wie soziale Identität sich auf klimabezogene Wahrnehmungen und Reaktionen (d.h. Handeln) auswirkt und zeige erste korrelative und experimentelle Evidenz. Von zentraler Bedeutung sind demnach neben der Stärke der eigenen Identifikation mit einer situativ bedeutsamen Gruppe vor allem die Wahrnehmungen, dass Klimaschutz in der eigenen Gruppe eine wichtige soziale Norm darstellt und die Gruppe in der Lage ist, wirksam zum Klimaschutz beizutragen (kollektive Wirksamkeit). Diese Vorhersagevariablen sollten durch kollektive emotionale Reaktionen auf Klimawandelwahrnehmungen beeinflusst und deren Vorhersagekraft durch allgemeine oder klimawandelbezogene Bedrohungswahrnehmungen erhöht werden. Anschließend diskutiere ich Implikationen für die Gestaltung von Klimaschutzprogrammen und -strategien.

 

(10:00-11:00 Uhr): Sebastian Bamberg & Maxie Schulte (FH Bielefeld): Vom Sympathisanten zum Aktivisten  - psychologische Theorie und Interventionsansätze zu sozialen Mobilisierung

Globale Herausforderungen wie der Klimawandel lassen sich nicht durch Konzentration auf den individuellen Akteur und individuelle Verhaltensänderung lösen. Wir stellen ein Forschungsprogramm vor, dessen Fokus auf dem Entstehen und der Dynamik von kollektiven Klimaschutzhandeln liegt. Präziser präsentieren wir kurz ein einflussreiches, im Kontext kollektiven Protestverhaltens entwickeltes Modell, das Social Identity Model of Collective Action (SIMCA). Dann zeigen wir, wie sich diese Modell als Hintergrund benutzen lässt, um Identitätsbildungsprozesse besser verstehen zu können, die dazu beitragen, dass bisher passive Sympathisanten zu Klimaschutzaktivisten werden. Dazu präsentieren wir eine erste Interventionsidee, mit der sich solche Identifikationsprozesse fördern lassen. Abschließenden präsentieren wir eine zweite neue interessante Forschungslinie, nämlich die Frage, welche psychologischen Ergebnisse mit der Teilnahme an kollektiven Klimaschutzaktionen verbunden sind.  

 

(11:00 - 12:00 Uhr): Andreas Schmidt  (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V., DLR): Sozialwissenschaftliche Nachhaltigkeits- und Transformationsforschung: Förderpolitik des BMBF

Mit dem Forschungsrahmenprogramm FONA³ (Forschung für Nachhaltige Entwicklung) unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, die auf Entscheidungsgrundlagen und innovative Lösungen für eine nachhaltigere Gesellschaft zielen. Der Förderschwerpunkt Sozial-ökologische Forschung (SÖF) innerhalb dieses Rahmenprogramms ist dabei insbesondere auf gesellschaftliche Veränderungsprozesse und Transformationen ausgerichtet. In inter- und transdisziplinären Projekten wurden und werden Themen wie die  gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems, die soziale Dimension von Klimawandel und Klimapolitik oder die sozial-ökologisch gerechte Stadtentwicklung bearbeitet. In meinem kurzen Überblick werde ich beispielhaft die thematische und strukturelle Entwicklung des Förderschwerpunkts skizzieren und dabei insbesondere den Stellenwert umweltpsychologischer Forschung beleuchten.

 

(12:00 - 13:00 Uhr): Anke Blöbaum ( Uni Magdeburg), & Nicola Moczek (PSY:PLAN, Berlin): Kurzworkshop: Was kann die Umweltpsychologie zu einer Optimierung von Beteiligungsverfahren beitragen?

Partizipation ist ein komplexes Themenfeld mit sehr unterschiedlichen Formaten und Zielsetzungen. Die Begriffe Partizipation und Beteiligung sind fester Bestandteil im Diskurs zur „Nachhaltigkeit“: kaum eine Projekt- oder Forschungsausschreibung im Kontext der ökologischen Transformation kommt ohne expliziten Bezug zu „Beteiligung“ aus. Selten wird dabei eindeutig und explizit formuliert, was genau unter Partizipation verstanden wird und welche Funktion damit erfüllt werden soll (u.a. Legitimation normativ gesetzter Ziele, Erhöhung der Akzeptanz geplanter Maßnahmen, Information und Wissensaustausch, Ermöglichung von Einflussnahme oder (Mit-)Gestaltung sowie aktive Teilhabe an Forschung in Citizen Science-Projekten). Nach einem kurzen Impulsreferat möchten wir gemeinsam erarbeiten, was umweltpsychologische Erkenntnisse und Ansätze zu einer Optimierung der Analyse und Gestaltung von Partizipation leisten können. Neben einer kritischen Bestandsaufnahme wollen wir offene Forschungsfragen sammeln und Strategien zur Verbesserung von Beteiligungsverfahren durch psychologische Methoden reflektieren.  Neben dieser gemeinsamen fachlichen Diskussion soll der Workshop auch die Möglichkeit bieten, am Thema Partizipation Interessierte zu vernetzen und einen zukünftigen Austausch zu unterstützen. 

(14:15 – 14: 35 Uhr): Jan Eickhoff (Projekt „DoNaPart“, FH Dortmund) – Einbindung von Stadtquartierbewohner/innen in Partizipationsprozessen zur sozial-ökologischen Transformation

 

(14:35 – 15:00 Uhr): Petra Schweitzer-Ries (Lehr- und Forschungslabor Nachhaltige Entwicklung der Hochschule Bochum) - Akzeptanz von Energieinfrastrukturen in der Energiewende

Die Energiewende als gesamtgesellschaftlicher Transformationsprozess stellt eine Aufgabe dar, die nur inter- und transdisziplinär erfolgreich gelöst werden kann. Dementsprechend bedarf es auch in der Energieforschung neben der bisherigen High-Tech-Strategie ein sozio-technisches Systemverständnis, welches die sozialen, verhaltensbezogenen und kontextuellen Faktoren mit einbezieht. Hier darf die theoretische wie auch methodische Expertise der Umweltpsychologie nicht fehlen. Der vorliegende Beitrag reflektiert den aktuellen Stand der umweltpsychologischen Forschung zum relevanten Themenbereich „Akzeptanz von Energieinfrastrukturen“ (dazu zählen z.B. die Energieerzeugung EE & Stromüberragungs- und Verteilnetze, aber auch die der Energienutzung im Sektor Mobilität zu Grunde legende Ladesäuleninfrastruktur u.a.). Umweltpsychologische Forschung findet sich u.a zu den Themen Risikowahrnehmung, Landschaftswahrnehmung, Beteiligungsprozesse, Technologieakzeptanz, Gerechtigkeitserleben etc. Relevante theoretische Modelle und empirisch ermittelte Fakten werden dabei ebenso dargestellt wie ein Überblick über die wesentlichen Studien in den Forschungsprogrammen der Energieforschung (BMWi), der sozial-ökologischen Forschung (BMBF), der nationalen Klimaschutzinitiativen (BMUB), den handlungsorientierten Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsansätzen (DBU) sowie den Studien der nachgelagerten Fachbehörden wie Bundesamt für Naturschutz (BfN) oder dem Umweltbundesamt (UBA). Abschließend wird ein Bogen zu relevanten Nachbardisziplinen wie Umweltsozialwissenschaft, Nachhaltigkeitswissenschaften oder Raumplanung, für eine gemeinsame programmatische Ausrichtung mit dem Ziel der Schaffung einer nachhaltigen Energieerzeugungs- und -nutzungskultur.

Es sind noch wenige Plätze frei.

 

Anmeldung bitte über

Sebastian.Bamberg@fh-bielefeld.de

Die Teilnehmer werden um einen Kostenbeitrag gebeten.

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